Archiv

Kein anderes Thema nahm 2006 so breiten Raum in der Regensburger Kommunalpolitik ein wie das der Planungen einer Stadthalle am Donaumarkt.

Unser Archiv umfasst bereits fünf Unterseiten auf dieser Homepage, und es werden noch mehr, garantiert.

Nach ca. zwei bis drei Wochen wandern unsere Artikel aus der Rubrik “Aktuell” ins Archiv, wo Sie in aller Ruhe alles nachlesen können.
 

Satiram scribere...

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oder nichts ist so komisch wie die Regensburger Wirklichkeit.

Nebenstehend die Postkarten-Aktion und die Aktions-Postkarte (Vorder- und Rückseite), zu der der Architektenwettbewerb den Künstler Hubert Lankes inspirierte.

Zum Stand der Stadthallengeschichte

Kurz vor der Kommunalwahl soll noch ein kleines Resümee bei der “wichtigsten kommunalpolitischen Aufgabe” - dem Bau einer Stadthalle in Regensburg, gezogen werden.
Vor den Wahlen versprechen die Politiker viel, nach den Wahlen regieren wieder die “Sachzwänge”, die “geänderten Situationen”, die “neuen Ausgangslagen” und wie die Sprüche unserer repräsentativen Demokraten alle heißen, mit denen dann erklärt wird, “wie Politik funktioniert” (so u.a. Wolbergs).
Parteiprogramme und Aussagen der Politiker vor den Wahlen sind dann schnell wieder vergessen.
Auffällig ist es, dass keine der Parteien auf die beiden Bürgerentscheide der letzten Wahlperiode hinweist, mit denen wiederholt der Stadthallenstandort Donaumarkt abgelehnt worden war. Die CSU, voran OB Hans Schaidinger, war zwar die treibende Kraft für diesen Standort und auch verantwortlich für den Kampf gegen den Bürgerwillen und die damit verbundenen sinnlosen Millionenausgaben. Aber auch die SPD und die Grünen (große Stadthallen-Koalition 2004) beteiligten sich an diesem antidemokratischen Vorgehen.
Nun werden wiederholt die alten Standorte der Parteien: SPD - Friedenstraße, Grüne - Altes Eisstadion, FW - Kepler-Areal vorgeschlagen. Nur die ödp hat sich als einzige Partei mit dem Anschluss an den Bürgervorschlag Schenker-Areal an der Kumpfmühler Brücke geändert. Damit ist ein eindeutiges Bekenntnis verbunden: Keine Eingriffe mehr in die Alleen und Grünflächen, kein Standort in der Altstadt. Sie hat auch einen “symbolischen Grundstein” auf dem Schenker-Areal für ein RMK (Regensburger Messe- und Kongresszentrum) gelegt.
Am geschicktesten zog sich die CSU aus der Affäre. Vor der Wahl sollten zwar noch die Prüfergebnisse der sechs Standorte (mit Plänen und Modellen, laut Aussage von Armin Mayr anlässlich der RKK-Radl-Tour) veröffentlicht werden, dieses Versprechen wurde aber nicht eingehalten. Dafür wurden zwei neue Standorte - das Kunstforum Ostdeutsche Galerie und das Schenkergelände - hinzugenommen. Und die CSU hat sich festgelegt, denn “der beste” von den dann nach der Wahl geprüften acht Standorte soll realisiert werden. Inzwischen wird kräftig Stimmung gemacht mit nicht belastbaren Internetumfragen auf der Homepage www.schaidinger.de, die angeblich 87 % Zustimmung für ein Kultur- und Kongresszentrum signalisieren.
Mit der Aufnahme des Schenker-Areals in den Kreis der Stadthallen-Standorte erübrigt sich vorerst die geplante Durchführung der Bürgerentscheide Stadthalle - generell und Standort Schenker-Areal. Wir werden sehen, wie die Prüfung der acht Standtorte ausfallen wird.

Aus Sicht der BI Donaumarkt ist das Schenker-Areal der einzig sinnvolle Standort: Altstadtnah, keine Grünzerstörung, sinnvolle Stadtreparatur an dieser Stelle, neues Grün kann geschaffen werden, großes Entwicklungspotenzial durch keinerlei Flächenbegrenzung usw.  

Der neue, anonyme Stadthallen-Vorschlag

Frau Böken veröffentlichte am 12.12.2007 in der MZ den anonymen Vorschlag: Ostdeutsche Galerie auf den Donaumarkt und die Stadthalle in den Stadtpark. Man könnte lange rätseln, wer und mit welchen Absichten dies Frau Böken “gesteckt” hat, oder man könnte es wie ein Leserbriefschreiber in der MZ vom 20.12.2007 abtun: “Endlich mal ein richtig abstruser Vorschlag...”, oder ein weiterer Leserbriefschreiber in der MZ vom 7.1.2008: “Hier hat sich jemand eine große Eulenspiegelei ausgedacht.”
Wie dem auch sei, dieser neue Vorschlag wird inzwischen als siebente Standortvariante gehandelt und entsprechend von der Stadtverwaltung geprüft. Es lohnt sich also, diese anonyme Idee etwas näher zu betrachten.
Nach ihr soll die Ostdeutsche Galerie auf dem Donaumarkt (Platzhalter Kultur) neu - und natürlich etwas größer - erbaut werden. Im Gegenzug soll geprüft werden, wie das Kultur- und Kongress-Zentrums-Raumprogramm am jetzigen Museumstandort untergebracht werden kann, dazu ein Extrabau des großen Saals im Stadtpark. Das E.ON-Gebäude könnte zu einem Hotel umfunktioniert werden.
Grundsätzlich: Dieser Plan würde die Kosten einer Stadthalle schlicht verdoppeln, denn der Neubau des Kunstforums Ostdeutsche Galerie auf dem Donaumakrt kostet mindestens ebensoviel wie die Bauwürgereien für ein (immer noch so genanntes) RKK (= Reichskulturkammer) im Stadtpark. Wer soll das bezahlen? Der Jugendstilbau des Museums steht unter Denkmalschutz (bedeutet ja in der Welterbestadt nicht viel, wie man an den Schlossplänen sieht) und die verschachtelte Gebäudeanlage ist insgesamt ungeeignet, das vorliegende Raumprogramm für ein Kultur- und Kongress-Zentrum aufzunehmen. Dann wären wir wieder bei 1938, als das Gauforum Ostmark im Stadtpark - unter Abriss aller bestehenden Kleinarchitekturen - mit einer großen Ostmark-Halle für 8.000 Personen im Zentrum geplant wurde!
Und dann noch die schwierigen Verhandlungen mit der ‘Stiftung Ostdeutsche Galerie’ (einer eigenständige Stiftung bürgerlichen Rechts, an welcher der Bund zu 50 Prozent beteiligt ist) sowie die komplizierten Gebäude-Besitzerverhältnisse!

Doch was soll’s, man muss den Leserbriefschreibern zustimmen: Abstruser Vorschlag, Eulenspiegelei. Wir dürfen gespannt sein, welche Planungen für die Stadthalle dem erstaunten Publikum noch vor (oder besser nach?) den Kommunalwahlen präsentiert werden